28 August 2013

Der rote Teppich / The red carpet


- For English version see below-

Ein Beitrag von Darren O'Donnell, Ruhrtriennale 2012

Die Kinder der Children's Choice Jury betreten die Spielstätte über einen roten Teppich. Andere Kinder, die als Darsteller oder Besucher bei der Ruhrtriennale zu Gast sind, nicht. Warum also diese Kinder?

Diese Betrachtungsweise missversteht die Rolle des roten Teppichs. Der rote Teppich ist nicht irgendein Moment vor oder außerhalb von dem Projekt, er IST das Projekt. Er ist ein Teil der Performance, um es klarzustellen: The Children’s Choice Awards sind eine Performance. Bei der Jury handelt es sich nicht um eine echte Jury, die Preise verleiht und damit das Leben oder die Karrieren der Künstler verändert.
Es handelt sich um die Performance einer Jury, die sich aus Kindern zusammensetzt, die dieses Festival normalerweise nicht besuchen würden. Die Kinder mit dem roten Teppich willkommen zu heißen ist eine interaktive Performance, die das Festivalpublikum einlädt, daran teilzunehmen. Der rote Teppich ist die Show. Die Kinder, die zuletzt den Zuschauerraum betreten und angekündigt werden, sind die Show. Die Kinder, die sich bemühen, die Konzentration zu halten (und scheitern), sind die Show. Die Kinder, die über Nacktheit auf der Bühne lachen, sind die Show. Die Kinder, die durchs Foyer rennen und als Antwort auf Pulse Park, Nicki Minajs Super Bass singen, sind die Show.

Als performative Handlung tun wir alle so, als seien diese Jugendlichen etwas Besonderes. Eine Handlung, die zu dem wird, was sie vorgibt. „Hiermit erkläre ich Sie zu Mann und Frau“  ist nur eine Anhäufung von Wörtern, die keine physischen Veränderungen in der Welt bewirkt. Trotzdem verändern sich Steuerklassen, verändern sich Namen, verändert sich der soziale Status. Leben wandeln sich drastisch.

„Diese Kinder sind wichtig genug für einen roten Teppich.“ Wenn wir es vielleicht oft genug sagen, oft genug so tun als ob, oft genug dafür klatschen, wird es Stück für Stück wahrer.

Es werde ein roter Teppich: Und es ward ein roter Teppich. Und es war  gut.



- English version- 

A post by Darren O'Donnell, Ruhrtriennale 2012

It has been observed that other performers in the festival (some of whom are children) don't get a red carpet so why should these children?

That view misunderstands the role of the red carpet. The red carpet is not some moment that happens before or outside of the project, it IS the project. It's part of the performance. To be absolutely clear: this is a performance. This is not a real jury giving awards that will make a difference to the performers lives or careers. This is a performance of a jury comprised of children who would not ordinarily be attending the festival. Celebrating them with a red carpet is an interactive performance that the audience of the festival is invited to participate in. The red carpet is the show. The children walking into the theatre and being announced is the the show, the children struggling to stay focused (and failing) is the show, the children laughing at nudity is the show, the children running around the lobby and singing Nicki Manaj's Super Bass in response to Pulse Park is the show.

We're all pretending these kids are special as a performative act, an act which becomes what it says. "I now pronounce you man and wife" is just a bunch of words that makes no physical changes in the world, yet tax status changes, names change, social status changes. Lives are drastically altered.

"These children are important enough for a red carpet." Maybe if we say it enough, pretend it enough, applaud it enough it will become a little more true.

Let there be a red carpet: and there was a red carpet. And it was good.